Bergbaumuseum Peißenberg
Ab 1837 begann die neu gegründete staatliche General-Bergwerks- und Salinen-Administration (ab 1927 Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG) in der Gegend um Peißenberg planmäßig nach Kohle zu graben. Sie eröffnete am Hohenpeißenberg den sog. Hauptstollen, der ab 1840 Pechkohle für die Dampfmaschinen der Augsburger Textilfabriken lieferte. Um 1846 beschäftigte die neue Industrie in Peißenberg bereits 50 Bergleute. Neue Stollen wurden gegraben, von denen der bedeutendste, der Tiefstollen von 1869, die Keimzelle für die erste Aufbereitungsanlage, weitere Werkstätten und neue Verwaltungsgebäude bildete. Der erste Tiefbauschacht wurde 1889 abgeteuft und 1915 folgte der Hauptschacht, der 1954 in Ziegelmeierschacht umbenannt wurde und 1969 eine Teufe von 1.200 Metern erreichte. Als das Bergwerk 1937 sein hundertjähriges Jubiläum feierte, zählte die Anlage bereits 2.360 Beschäftigte. Nach dem Krieg setzte eine umfassende Modernisierung ein. Für die oft nur gering mächtigen Flöze in steiler Lagerung wurde ein spezielles Rammverfahren entwickelt, darüber hinaus kamen Kohlenhobel und Walzenschrämlader zum Einsatz. Doch wie auch an den anderen Standorten des oberbayerischen Pechkohlenreviers war die Förderung auf Dauer nicht wirtschaftlich. Dies konnten auch eine 1931 errichtete Brikettfabrik und ein Anfang der 1960er Jahre errichtetes Kraftwerk nicht ändern. Als letzte der oberbayerischen Gruben erfolgte 1971 die Stilllegung.
Die Geschichte des Peißenberger Bergbaus zeigt das 1988 im ehemaligen Zechenhaus am Tiefstollen eröffnete Bergbaumuseum, das unter Mitwirkung der Gemeinde Markt Peißenberg und dem Bayerischen Nationalmuseum entstanden ist. Es wird vom 1978 gegründeten Verein der Bergbaufreunde Peißenberg e.V. betreut. Auch der 1989 gegründete Peißenberger Knappenverein hält die Erinnerung an den lokalen Bergbau wach.
Die Sammlung stammt von den Peißenberger Schächten und wurde zum Teil aus privatem Besitz zusammengetragen. Kern des Sammlungsbestandes machen die zum Zeitpunkt der Schließung auf dem Bergwerk eingesetzten Werkzeuge und Vorrichtungen aus. Zu sehen ist das gesamte Spektrum des Peißenberger Bergbaus, von den geologischen Grundlagen über die Kohlegewinnung und Förderung unter Tage bis hin zur Kohlenaufbereitung und zum Siedlungsbau. Zahlreiche Modelle von Schachtanlagen sowie Strecken- und Strebausbauten ergänzen die Ausstellung. Themen sind beispielsweise das Grubenrettungswesen, die Amtsstube des Bergamtes, ein Kohlenlabor sowie Bergmannstrachten und Knappschaftsfahnen. Weiterhin besitzt das Museum zahlreiche Akten und Fotografien zur Geschichte des lokalen Bergbaus. In der dem Museum gegenüber liegenden Ausstellungshalle sind neben einem originalgetreuen Anschauungsstreb mit Reisshakenhobel und Panzerförderer eine Bergehalden-Lokomotive und ein Grubenlüfter vom Peitinger Wetterschacht ausgestellt. Eine weitere Attraktion ist der neben dem Ausstellungsgebäude gelegene Tiefstollen, der von 1869 bis 1923 in Betrieb war. Er ist auf einer Länge von 200 Metern für Besucher mit einer Grubenlok befahrbar.
- Träger
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Stadt Markt Peißenberg
- Literatur
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Fünfgelder, Konrad: Die Kohlengruben „Schwarzerde“, „Echelsbach“, „Gottes Gnade“ und „Sankt-Martins-Zeche“. Die Geschichte kleiner Pechkohle-Abbaustätten im Pfaffenwinkel, in: Lech-Isar-Land 2015, S. 279-306.
Knappenverein Peißenberg (Hrsg.): Bergmännische Sakralkultur und Pflege bergmännischen Brauchtums um den Hohen Peißenberg, Peißenberg 2010.
Biller, Max/Stippel, Ludwig: Bergbau und Bergbau-Museum am Hohen Peißenberg. Ein Führer durch die Geschichte des Bergbaus im Bereich des Bayerischen Rigi, 3. erweiterte Auflage Peißenberg 2006.
Verein der Bergbaumuseumsfreunde Peißenberg e.V. (Hrsg.): Lehrpfad Bergbau, Geologie, Landschaft am Hohen Peißenberg. Vom Tiefstollen zum Cölestinschacht, Weilheim/OB 2000.
Wild, Heinz Walter: Schau- und Besucherbergwerke in Europa. Der Begleiter zu den schönsten Schau- und Besucherbergwerken, Haltern 1998, S. 132 f.
Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke (Hrsg.): Hundert Jahre Kohlenbergwerk Peißenberg 1837 – 1937, Peißenberg 1937.